Cannabidiol (CBD) gehört zu den bekanntesten nicht-psychoaktiven Bestandteilen der Cannabispflanze. Im Gegensatz zu THC ruft es keinen Rausch hervor, wird aber zunehmend auf seine potenziellen medizinischen Effekte untersucht.
In den vergangenen Jahren hat die Forschung zu CBD deutlich zugenommen. Neben ersten zugelassenen Anwendungen – etwa bei bestimmten Formen der Epilepsie – stehen zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten im Fokus der Wissenschaft. Dazu zählen psychische Erkrankungen wie Schizophrenie, chronische Schmerzen, Krebs oder Stoffwechselstörungen.
Die Studie von Lee et al. (2024) bietet eine umfassende Übersicht über den aktuellen Forschungsstand. Sie fasst präklinische und klinische Ergebnisse zusammen und zeigt, in welchen Bereichen CBD möglicherweise positive Wirkungen entfalten kann – und wo noch erheblicher Forschungsbedarf besteht.
Studiendesign
Bei der Arbeit von Lee et al. (2024) handelt es sich um einen Review-Artikel, also eine wissenschaftliche Übersichtsarbeit. Anders als in klinischen Studien wurden hier keine eigenen Patientendaten erhoben, sondern bereits vorhandene Forschungsergebnisse zusammengetragen und ausgewertet.
Die Grundlage bilden sowohl präklinische Studien (zum Beispiel Tierversuche und Laboranalysen) als auch klinische Studien mit Menschen. Auf diese Weise liefert die Arbeit einen breiten Überblick über den aktuellen Wissensstand zu CBD.
Das Ziel der Autorinnen und Autoren war es, die zentralen medizinischen Anwendungsfelder von CBD systematisch darzustellen – darunter Epilepsie, Schizophrenie, chronische Schmerzen, Krebs, Diabetes und COVID-19. Damit bietet die Publikation eine Orientierung, in welchen Bereichen die Forschung bereits Fortschritte gemacht hat und wo noch offene Fragen bestehen.
Ergebnisse: potenzielle Wirkungsbereiche von CBD
Die Auswertung der verfügbaren Studien macht deutlich, dass Cannabidiol in ganz unterschiedlichen medizinischen Kontexten untersucht wird. Dabei reicht das Spektrum von Bereichen bei den CBD interessant sein könnte von neurologischen Erkrankungen wie Schizophrenie und Epilepsie über Schmerz- und Entzündungszustände bis hin zu Krebs, Stoffwechselerkrankungen und sogar COVID-19.
Die Autorinnen und Autoren zeigen, dass CBD in vielen Bereichen vielversprechende Ansätze bietet, die jedoch in ihrer wissenschaftlichen Absicherung sehr unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Während bei Epilepsie bereits zugelassene Medikamente existieren, befinden sich andere Forschungsfelder noch in einer sehr frühen Phase.
Antipsychotische Effekte bei Schizophrenie
CBD wird in mehreren Studien als potenziell antipsychotisch wirkend beschrieben. Es unterscheidet sich in seinem Wirkmechanismus von klassischen Neuroleptika und könnte daher eine alternative oder ergänzende Behandlungsoption darstellen. Erste klinische Untersuchungen zeigen, dass CBD Symptome der Schizophrenie abmildern kann. Dennoch sind weitere groß angelegte Studien notwendig, um die Wirksamkeit und Sicherheit eindeutig zu bestätigen.
CBD bei Epilepsie
Besonders stark belegt ist der Einsatz von CBD bei Epilepsie, vor allem bei schwer behandelbaren Formen wie dem Dravet-Syndrom oder dem Lennox-Gastaut-Syndrom. Studien zeigen, dass Cannabidiol die Häufigkeit von epileptischen Anfällen signifikant reduzieren kann. Damit ist Epilepsie bislang das am besten untersuchte und klinisch abgesicherte Anwendungsfeld für CBD.
CBD bei Schmerzen und Entzündungen
Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung liegt auf der Frage, ob CBD bei chronischen Schmerzen und entzündlichen Erkrankungen helfen kann. Präklinische Studien belegen entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften, und auch erste klinische Untersuchungen liefern positive Hinweise. Besonders interessant ist die mögliche Anwendung bei Erkrankungen wie Arthritis oder neuropathischen Schmerzen. Allerdings fehlen bislang groß angelegte klinische Studien, die diese Effekte eindeutig bestätigen.
CBD und Krebs
In präklinischen Studien konnte gezeigt werden, dass CBD möglicherweise tumorhemmende Eigenschaften besitzt. Untersucht wurden unter anderem Effekte auf das Tumorwachstum, die Metastasenbildung sowie die Unterstützung bei Begleiterscheinungen einer Chemotherapie wie Übelkeit oder Erbrechen. Auch wenn diese Ergebnisse vielversprechend sind, handelt es sich bisher überwiegend um Labor- und Tierstudien. Klinische Daten am Menschen sind bislang sehr begrenzt, sodass konkrete medizinische Empfehlungen noch nicht möglich sind.
CBD und Stoffwechselerkrankungen (Diabetes)
Die Übersichtsarbeit weist darauf hin, dass CBD den Glukosestoffwechsel und die Insulinregulation beeinflussen könnte. Studien an Tieren und erste Humanuntersuchungen deuten darauf hin, dass CBD möglicherweise eine Rolle bei der Prävention oder Behandlung von Diabetes spielen könnte. Zudem gibt es Hinweise, dass CBD entzündliche Prozesse reduzieren kann, die bei Diabetes eine wichtige Rolle spielen. Auch hier gilt jedoch: Der Forschungsstand ist noch sehr früh, klinische Belege fehlen weitgehend.
CBD und COVID-19
Ein besonders aktuelles Forschungsfeld ist die mögliche CBD-Wirkung bei COVID-19. Erste Studien deuten darauf hin, dass Cannabidiol durch seine entzündungshemmenden Eigenschaften das Immunsystem modulieren könnte. Diskutiert wird ein potenzieller Nutzen bei schweren Verläufen, etwa durch die Reduktion von überschießenden Immunreaktionen („Zytokinsturm“). Bisher handelt es sich jedoch nur um experimentelle Daten und sehr kleine Untersuchungen – ob CBD tatsächlich einen therapeutischen Effekt bei COVID-19 hat, bleibt offen.
Diskussion und Interpretation der Einsatzmöglichkeiten von CBD
Die Übersichtsarbeit von Lee et al. macht deutlich, dass Cannabidiol ein breites therapeutisches Potenzial besitzt. Besonders hervorzuheben ist der Bereich Epilepsie, in dem die Wirksamkeit von CBD am besten belegt ist und bereits ein zugelassenes Arzneimittel existiert. Hier zeigt sich, dass CBD einen klar definierten medizinischen Nutzen haben kann, wenn es in gut kontrollierten Studien untersucht und in standardisierter Form eingesetzt wird.
In anderen Bereichen wie Schizophrenie, chronischen Schmerzen, Krebs, Stoffwechselstörungen oder COVID-19 gibt es zwar vielversprechende Ansätze, doch die wissenschaftliche Grundlage ist noch deutlich schwächer. Oft handelt es sich um präklinische Ergebnisse oder sehr kleine klinische Studien, die noch keine allgemeingültigen Aussagen erlauben.
Ein zentrales Problem bleibt die Heterogenität der Daten: Dosierungen, Anwendungsformen und Studiendesigns unterscheiden sich erheblich, sodass die Ergebnisse nur eingeschränkt vergleichbar sind. Zudem sind Fragen zur Langzeitsicherheit, zu möglichen Nebenwirkungen und zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten noch nicht ausreichend geklärt.
Insgesamt zeigt die Studie: CBD weckt berechtigte Hoffnungen in der Medizin, doch gleichzeitig besteht ein hoher Bedarf an weiteren klinischen Untersuchungen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher beachten, dass viele der diskutierten Effekte bisher nur vorläufig belegt sind.
Fazit: Einsatzmöglichkeiten von Cannabidiol
Die Übersichtsarbeit von Lee et al. (2024) zeigt, dass CBD ein vielseitiger Wirkstoff mit großem medizinischem Potenzial ist. Besonders im Bereich Epilepsie liegen bereits belastbare klinische Daten vor, die den therapeutischen Nutzen belegen. In anderen Feldern wie Schizophrenie, chronischen Schmerzen, Krebs, Diabetes oder COVID-19 gibt es zwar spannende Ansätze, doch die wissenschaftliche Evidenz ist bislang noch zu begrenzt, um klare medizinische Empfehlungen auszusprechen.
Für die Zukunft ist entscheidend, dass weitere hochwertige klinische Studien durchgeführt werden, um Wirksamkeit, optimale Dosierungen und Sicherheit genauer zu bestimmen. Erst dann lässt sich beurteilen, welche der heute diskutierten Anwendungsfelder tatsächlich in die Praxis übertragen werden können.
Für interessierte Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das: CBD kann in bestimmten Fällen bereits heute therapeutisch relevant sein, sollte jedoch mit realistischen Erwartungen betrachtet werden – insbesondere dort, wo die Forschung noch am Anfang steht.



